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Einige Hinweise zum Plessey-Konzept

 


Änderungen an der S/E-Baugruppe nach einem Vorschlag von G4CLF

Die zugrunde liegende Schaltung wurde als Applikationsbeispiel des Bauelemente-Herstellers Plessey Mitte der 70er Jahre veröffentlicht. Damals stellte Plessey mehrere Baureihen von integrierten Schaltungen (SL600 und SL1600) her, die für die Verwendung in kommerziellen und militärischen Geräten entwickelt worden waren. In der einschlägigen (Amateurfunk-) Presse sind die Schaltungsbeispiele des Herstellers nachgedruckt worden und die nahezu euphorischen Werbetexte sind auch gleich mit in die Artikel eingeflossen. Viele Funkamateure haben Geräte mit diesen ICs gebaut und viele haben auch über Erfolge und Probleme berichtet. Wenn jemand sein altes Schätzchen noch nutzt oder wiederbeleben will, kann er vielleicht etwas mit meinen Hinweisen anfangen.
Hier werden zwei Probleme des Empfangszweiges angesprochen, die bei meinem Aufbau (wie auch bei den mir bekannten Aufbauten anderer Funkamateure) wiederholt auftraten: verzerrte Sprache und knallender Einsatz der Regelung. Beide Effekte haben die gleichen Ursachen, beide Effekte sind bandabhängig, abhängig von der Signalstärke und gleichzeitig auch noch von der Stimme des Sprechers. So wird verständlich, warum die Probleme mal mehr und mal weniger ausgeprägt zu hören sind.
Das Regel-IC SL1621 (AGC Generator) hat Eigenschaften wie Hängeregelung und verzögerte, aber schnelle Abregelung, die von Plessey und in den genannten Artikeln ausführlich beschrieben sind. Abhängig von der Signalform treten gelegentlich hohe Ladeströme auf, die sich als Spannungseinbrüche auf der gemeinsamen Versorgungsleitung zeigen und auch auf die Arbeitspunktlage der ZF-Stufen wirken. Nach meiner Auffassung ist dies ein Kunstfehler beim Entwurf des Regel-ICs, dessen Auswirkung man eigentlich nur durch eine Trennung der Versorgungsleitung des Regel-ICs von der übrigen Schaltung richtig bekämpfen kann. Ich habe aber nur einen einen größeren Kondensator von 470µ auf Position C19 an IC5 eingebaut, was für sich alleine noch nicht viel verbessert. Zusätzlich werden aber auch noch durch die antiparallelen Dioden über R14 am Ausgang von IC6 hohe NF-Spitzen noch vor dem Regel-IC begrenzt.
Wenn bei schwachem Empfangssignal die Regelung schon etwas einsetzt, kann man tieffrequente Modulationsinhalte auf der Regelspannung erkennen. Diese Modulationsinhalte modulieren wiederum die ZF-Spannung an den Ausgängen der beiden ZF-ICs SL1612. Das ist prinzipbedingt nicht völlig zu vermeiden, erzeugt aber in der gegebenen Schaltung wegen des allzu sparsamen Entwurfes größere Störungen. Dieser Effekt mag in kommerziellen Geräten vielleicht gar nicht auftreten, da hier nur das obere Seitenband benutzt wird. Im Amateurfunk hingegen wird aus anachronistischen Gründen aber immer noch auch das untere Seitenband verwendet. Abhängig vom gewählten Seitenband kann es dann bei geringer Signalstärke und etwas knarrender Sprechweise zu einer Mitkopplung über die AGC-Schleife kommen. Dies führt zu den eingangs erwähnten Verzerrungen. Der Effekt wird bei Poplauten (besonders nach Sprechpausen) durch den im vorhergehenden Abschnitt beschriebenen Effekt noch verstärkt. Dann knallt es regelrecht beim Regeleinsatz. Das Grundproblem kann man nur durch mehrere Maßnahmen lösen, die sich aber nur bei Neubau der Platine zufügen lassen. Ich habe als einfache Lösung in die NF-Leitung zum Regel-IC nur eine Phasenumkehrstufe eingefügt, an deren Ausgang die Phasenlage des NF-Signals zusammen mit der Seitenbandwahl umgeschaltet wird. Hierdurch ist wenigstens die seitenbandabhängige Mitkopplung in eine ständige Gegenkopplung gewandelt und die Sprachqualität wird durchaus erträglich.

Schaltungsauschnitt der S/E-Baugruppe nach einem Vorschlag von G4CLF
Hier sind die von mir vorgenommenen Änderungen in den Original-Schaltplan eingetragen. Das Skizze ist reichlich krakelig, weil ich mit einer Maus in einem Malprogramm keinen geraden Strich hinbekomme.
 
Wer sich jetzt sein altes Bauwerk noch einmal zur Überarbeitung vornehmen möchte, aber die Unterlagen dazu nicht mehr findet, der sollte sich die gesamte Beschreibung im Internet bei James Bryant G4CLF nochmals anschauen.

Joachim DD8JP
 

 
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